
Um resiliente Reben züchten zu können, muss man erst einmal die Gene der Resilienz finden. Wir suchen diese in der Europäischen Wildrebe, der Stamm-Mutter unserer Kulturreben. Die letzte noch nennenswerte Population für diese bedrohte Art lebt in den Auenwäldern des Oberrheins, auf der Halbinsel Ketsch, zwischen Karlsruhe und Mannheim. Für die Suche nach diesen Genen nutzen wir modernste Technologien: ein automatisiertes Mikroskopiesystem, das es erlaubt, die Stressantwort zahlloser Zellen gleichzeitig über einen längeren Zeitraum zu beobachten und zu messen (ScreenSYS, Freiburg), eine Metabolomik-Plattform, mit dem man durch Stress ausgelöste Veränderungen des Stoffwechsels verfolgen kann (CNRS-IBMP, Strasbourg) und eine Genom-Datenbank, in der das gesamte Erbgut der Wildrebenpopulation entziffert und abgelegt ist (KIT-BOT, Karlsruhe). Die in den Wildreben gefundene Resilienz führen wir dann in Kulturreben ein. Dazu nutzen wir weder Gentechnik noch Genomeditierung über CRISPR-Cas. Stattdessen werden wir auf klassische Weise kreuzen. Aber wir unterstützen die Kreuzung durch moderne Technologie und das Wissen aus unseren Forschungen, um unter den Nachkommen der Kreuzung zielgenau die vielversprechendsten Kandidaten für die Züchtung herauszufinden. Dieses Verfahren, markergestützte Selektion genannt, kann die Züchtung stark beschleunigen (JKI, Siebeldingen). Wir entwickeln jedoch auch völlig neue Züchtungsverfahren – durch Doppelhaploidisierung (Screen SYS, JKI) wollen wir aus Pollen genetisch einheitliche Pflanzen regenerieren, so dass neue Eigenschaften schneller wirksam werden können – auch dies übrigens ein Verfahren, das ohne Gentechnik auskommt. Ziel unserer Forschung ist es, den nachhaltigen Weinbau in unserer Region zu unterstützen. Darum sind Pilz-Widerstandsfähige (PiWi) Reben, auch dies eine grenzüberschreitende Erfolgsgeschichte unserer Region, ein wichtiger Baustein im Projekt (FiBL, Frick).
Ziel unserer Forschung ist nicht der vielbeschworene Elfenbeinturm, sondern ein Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Wir wollen unser Wissen und unsere Methoden dafür nutzen, um für die in der Region wichtigen Unterlags- und Ertragssorten fundierte Aussagen über deren Klimaresilienz treffen zu können. Ziel ist ein Resilienz-Katalog, der den Weinbaubetrieben durch die Auswahl geeigneter Sorten dabei hilft, sich bei der Neuanlage von Weinbergen an den Klimawandel anzupassen. Außerdem wollen wir mithilfe von Umfragen herausbekommen, wie sich der Klimawandel bei verschiedenen Sorten jetzt schon bemerkbar macht. Mit dem neuen Format « Wein - Klima - zusammen schaffen wir das » wollen wir Winzerinnen und Winzer von beiden Seiten des Rheins miteinander ins Gespräch bringen und so den Austausch praktischer Erfahrung fördern. Über unsere assoziierten Partner (Weinbauinstitut Freiburg, Badischer Weinbauverband, Conseil Interprofessionnel des Vins d’Alsace, Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz, Weincampus Neustadt, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Université de Strasbourg) wollen wir nicht nur die Weinbaubetriebe in der Region erreichen, sondern auch die neue Generation von Winzerinnen und Winzern, die in den nächsten Jahren das Ruder übernehmen werden und natürlich auch die breitere Öffentlichkeit, der wir zeigen wollen, dass wissenschaftliche Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg für die ganze Gesellschaft in unserer Region Früchte trägt.
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